Amtliche Meldung

Aus der Geschichte der Spiritusfabrik Krakow am See, Teil 3

Der große Brand
(Dauerausstellung im Festsaal Villa Rita in Krakow am See)

Nach dem zweiten Weltkrieg lief die Produktion schnell wieder an. Es mussten Reparationsleistungen auch in Form von Spiritus erbracht werden. Das war in Zeiten des Mangels sehr schwer zu realisieren. Die Fabrik ging in Volkseigentum über und wurde in den VEB Spiritus Berlin-Adlershof, als Zweigstelle Krakow integriert. Diese wurde einige Jahre später in den VEB Bärensiegel Berlin eingegliedert.

Am 7. Mai 1952 Nachmittags ereignete sich ein folgeschweres Brandunglück . Ein Blitzeinschlag setzte einen, auf dem Hofe stehenden, Spiritustank mit ca. 100.000 l Fassungsvermögen in Brand und ließ ihn explodieren. Nur dem mutigen Eingreifen der Freiwilligen Feuerwehr Krakow am See und zahlreicher Wehren, u.a. aus Bützow, Güstrow und Rostock gelang es das Feuer einzudämmen, eine weitere Explosion auf dem Hofe stehender Tanks und einen Stadtbrand zu verhindern. Alle beteiligten Feuerwehrmänner riskierten an diesem Tag ihr Leben. In der Fabrik war eine Lagerkapazität von ca. 1,5 Mio. Litern Spiritus vorhanden. Der auslaufende Sprit lief brennend über den Hof bis in den Mühlenbach, der bis zum Einlauf in den See brannte. Die Freiwillige Feuerwehr Krakow am See, die als erstes den Kampf gegen das Feuer aufnahm, verlor an diesem Tage fünf Kameraden.

Große Teile der Spiritusfabrik sind zerstört, Foto: Archiv der FFW Krakow am See

Es begannen Planungen, was nun mit der Spiritusfabrik passieren sollte. Anfangs gab es die Idee die kleineren Spiritusbehälter in den hinteren Teil des Betriebsgeländes zu versetzen. Dazu sollten große Fundamente hergestellt werden, mit wannenförmigen Begrenzungen. Dies wurde jedoch nicht umgesetzt. Vermutlich spielte Geldmangel in der Nachkriegszeit eine erhebliche Rolle. Die Einlagerung von Speiseöl in die Tanks wurde ebenfalls geprüft, jedoch verworfen, da die Behälter dann beheizt werden müssten. Nur knapp entging die Fabrik einem Umbau zum Betonfertigteil- und Lehmplattenwerk mit erheblichem Transportaufkommen durch die Stadt. Den Zuschlag erhielt Liessow, da dort bereits ein Kieswerk in Betrieb war und ebenfalls ein Bahnanschluss vorhanden.

Letztendlich wurde die Destillation eingestellt und die Fabrik erfuhr einen großen Rückbau. Die Belegschaft wurde von 40 auf 15 Mitarbeiter verkleinert. Der Betrieb fungierte nur noch als Sammel- und Verteilungslager des VEB Bärensiegel Berlin. Gelagert wurde nur noch innerhalb der Gebäude, die alle mit einem Blitzschutz versehen wurden. Ein Teil des Grundstücks der Spiritusfabrik wurde an die Mechanischen Werkstätten übertragen. Die Sicherheit für die Stadt Krakow am See erhöhte sich mit dem Rückbau.

Bernd Kiel

Kontakt für Dokumente, Bilder und Geschichten zur Spiritusfabrik: Festsaal@VillaRita.de

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